Prof. Dr. Ansgar Franz

Franz, Prof. Dr. Ansgar, FB 01, Katholisch-Theologische Fakultät, Liturgiewissenschaft und Homiletik.

Das Gesangbuch des Elsass im Kontext konfessioneller und nationaler elsässischer Identitäten

Gesangbücher besitzen eine nachhaltig prägende Kraft für kollektive religiöse und kulturelle Identitäten, die bisher wenig erforscht ist. An der Geschichte von Gesangbüchern und der in ihnen enthaltenen Kirchenlieder lässt sich der historische wie der geographische Wandel studieren. Jede Region hat ihre eigenen Gesangbücher mit jeweils eigener Prägung und spezifischen Liedcorpora. Als Folge bedeutender historischer Ereignisse wechseln Regionen die politische Zugehörigkeit, ändern sich konfessionelle Verhältnisse, geraten kollektive Identitäten in Krisen, werden Rituale und Liturgien problematisiert, werden Gesangbuchtraditionen zerstört, bewahrt oder umgelenkt. Die Liedcorpora der christlichen Konfessionen, ihre Widerstandskraft, ihre Wandlungen, ihr Wechsel der Sprachigkeit und ihre Wanderungen sind eine bisher weitgehend unerschlossene Quelle, um Identitäten, Identitätszerschlagungen und Identitätskonstruktionen im Kontext massiver historischer Umbrüche zu erforschen.

Die vom Gebiet her überschaubare, seit der Reformation gemischtkonfessionelle Grenzregion Elsass, die mehrmals ihre Herrschaftszugehörigkeit wechselte, bis heute zweisprachig ist und sich aufgrund ihrer wechselhaften Geschichte innerhalb Frankreichs bis heute eine Sonderstellung bewahrt hat, ist für eine solche Untersuchung besonders geeignet. Ziel des Projektes ist es, eine Gesangbuchgeschichte des Elsass zu schreiben, die ihre Schwerpunkte im 16. und 17.  Jahrhundert hat, die aber ausblickartig bis in die Gegenwart ausgezogen werden soll;  er ist zu erwarten, dass die hymnologische Perspektive die für die Region charakteristischen konfessionellen, nationalen und elsässischen Identitätskonflikte widerspiegelt.

Prof. Dr. Ansgar Franz

November 2020

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